· 

Seniorhund - Demenz

Nanu wer bist denn du?

Demenz bei unseren Hunden


Demenz ist eine Erkrankung, die vor allem mit dem Alter in Verbindung gebracht wird. Bei uns Menschen denken wir dabei oft an den Verlust von Erinnerungen, das Verlernen von Fähigkeiten und die Orientierungslosigkeit, die mit fortschreitendem Alter und Krankheiten wie Alzheimer einhergeht. Doch auch unsere treuen Vierbeiner sind davon betroffen – Hundedemenz, auch bekannt als „Canine Cognitive Dysfunction Syndrome“ (CDS), kann im Alter bei Hunden auftreten und ähnliche Symptome zeigen. 

 

In diesem Blogbeitrag möchte ich mich mit diesem Thema befassen, aufzeigen, wie man Demenz bei Hunden erkennt und welche Maßnahmen man ergreifen kann, um dem Hund zu helfen – sowohl durch medizinische als auch durch alltägliche Hilfsmittel. Und vielleicht hilft es dem ein oder anderen, von unserer Erfahrungen zu hören. Denn auch einer unser Hund (Diego) erkrankte an Demenz.

Demenz bei Hunden?!

Ja, auch unsere Vierbeiner können an Demenz erkranken. Wenn du Veränderungen im Verhalten deines Hundes bemerkst, ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben und die Symptome zu beobachten. Bei Hunden tritt der fortschreitender geistiger Verfall in der Regel erst im hohen Alter auf. Demenz wird durch Veränderungen im Gehirn des Hundes verursacht, ähnlich wie beim Menschen.

 

Bei unserem Familienhund Diego sahen wir die ersten Anzeichen, als er etwa 12 Jahre alt war. Er begann uns ab und zu bei Spaziergängen mit anderen Familien zu verwechseln. In einer vertrauten Umgebung wie im Haus stand er manchmal einfach nur da, starrte in den leeren Raum oder an die Wand.

 

Diese Veränderungen können sich in einer verminderten Fähigkeit zur Orientierung, einer verringerten Fähigkeit zur Kommunikation und in einer allgemeinen Desorientierung äußern. Wie bei uns Menschen kann auch ein Hund mit Demenz Schwierigkeiten haben, sich an alltägliche Dinge zu erinnern, was zu Verwirrung und Stress führen kann.

 

Die häufigsten Anzeichen von Demenz bei Hunden sind (nach dem DISHA(A)-Schema):

 

D - DesorientiertheitStarren in den leeren Raum oder an eine Wand, auf der Stelle stehen bleiben, Reaktionsverlust, vertraute Personen nicht mehr erkennen 

 

I - Veränderte soziale Interaktion: Verhaltensänderungen im Sozialverhalten, Verlust von Interessen

 

S - Veränderungen im Schlaf - Wach - Rhythmus:  Die Nacht zum Tag machen, starke nächtliche Unruhe und Lautäußerungen

 

H - House soiling - Veränderungen von erlernten Prozessen und Gedächtnisleistung wie z.B. Verlust der Stubenreinheit, scheinbarer “Ungehorsam”, vermehrtes Jaulen oder Bellen ohne erkennbaren Grund

 

A - Veränderungen des Aktivitätsniveaus: Verringerung und Verlangsamung, häufiges Umherwandern oder scheinbar zielloses Herumstreifen

 

A - weitere Anzeichen: erhöte Unruhe/Ängstlichkeit, z.B. beim Alleinbleiben, durch äußere Reize, Vergessen von Routinen, wie z.B. Fütterungszeiten oder regelmäßigen Spaziergängen 

 

Können verschiedene Punkte am eigenen Vierbeiner festgestellt werden, könnten dies erste Anzeichen für eine beginnende Demenz sein und ihr solltet bei einem Tierarzt vorstellig werden.

Was kann man tun, wenn der eigene Hund erkannt sein könnte?

Es ist wichtig, nicht nur das Verhalten des Hundes zu beobachten, sondern auch zu wissen, was man tun kann, um ihm zu helfen. Hier einige mögliche Maßnahmen:

1. Diagnose beim Tierarzt & medikamentöse Behandlung

Zuallererst ist es ratsam bei einem Verdacht, mit dem Hund beim Tierarzt vorstellig zu werden. Denn es gibt Medikamente, die helfen können, den Zustand zu stabilisieren oder zu verbessern. Medikamente wie Selegilin (Anipryl) werden häufig verwendet, um die Symptome von Demenz bei Hunden zu lindern. Diese Medikamente können helfen, die Symptome zu verlangsamen, indem sie die Gehirnchemie des Hundes stabilisieren. Es ist wichtig, dass du dich mit deinem Tierarzt besprichst, um die richtige Behandlung zu finden.

2. Alltagshelfer: Struktur und Routinen

Hunde mit Demenz profitieren von stabilen, vorhersehbaren Routinen. Indem du die gewohnten Abläufe beibehältst, gibst du deinem Hund Sicherheit. 

 

Bei Diego bemerkten wir, wie wichtig diese Routine für ihn waren. Vor allem feste Gassigehzeiten.

 

Wichtig ist auch, die Aktivitäten an die veränderten Bedürfnisse des Hundes anzupassen. 

 

Während Diego früher gerne stundenlange Spaziergänge machte, verkürzten wir seine Runden und gingen dafür öfter Kleine, um ihn nicht zu überfordern. Gleichzeitig sorgten wir dafür, dass er genug geistige Anreize bekam, zum Beispiel durch kleine Suchspiele oder Nasenarbeit, um seine geistige Fitness zu fördern. Aber auch hier war es manchmal schwer ihn zu motivieren. Wichtig hierbei ist Geduld & Einfühlungsvermögen. Wenn er nach drei Leckerlis keine Lust mehr hatte weiter zu suchen, dann war das so. Zumindest hat er Drei gefunden und ein bisschen was fürs Gehirn getan.

3. Umweltanpassungen

Auch die Umgebung kann angepasst werden, um den Hund zu unterstützen. Eine klare und sichere Umgebung ohne unnötige Ablenkungen oder Gefahrenquellen ist besonders wichtig. 

 

Unser Diego beispielsweise geriet im Alter immer öfter in gefährliche Situationen, etwa als er mit seinem Kopf im Zaun stecken blieb oder die Kellertreppe hinunterfiel, ohne vorher jemals in der Nähe gewesen zu sein. Wir mussten darauf achten, gefährliche Stellen in unserem Haus zu sichern (Kindergitter, Hasendraht um den Zaun zusätzlich zu verschließen) und ihm zu helfen, sich sicher zu bewegen.

4. Zuwendung, Liebe und Geduld

Hunde, die an Demenz leiden, können manchmal frustriert oder ängstlich sein. Sie haben Schwierigkeiten, sich an bekannte Menschen zu erinnern oder sich zu orientieren. 

 

Für uns war es besonders schwer zu sehen, wie Diego sich nach und nach von uns entfernte. Während seines letzten Jahres orientierte er sich immer mehr an meiner Hündin Hope und weniger an uns. Es war emotional belastend, aber wir versuchten, ihm weiterhin Liebe und Sicherheit zu geben. Zuwendung, Geduld und viel Verständnis sind entscheidend, um ihm den Übergang so angenehm wie möglich zu gestalten.

 

Hundedemenz, kann auch für die Menschen belastend sein

Die Diagnose Demenz beim geliebten Hund kann für die Hundeeltern eine große Herausforderung sein, aber auch das gehört dazu, wenn man sich für einen Hund entscheidet. Das Wissen, dass man irgendwann an diesen Punkt kommen könnte. Auch ein alter und dementer Hund, kann ein schönes und hundegerechtes Leben führen. Daher sollten sich angehende Hundehalter sehr genau überlegen, ob sie ihren Hund auch durch den letzten Lebensabschnitt begleiten können.

 

Für uns stand das außer Frage, aber auch wir mussten erstmal lernen, mit der neuen Situation umzugehen und zu akzeptieren, dass Diego nicht mehr der Hund war, den wir früher gekannt hatten. Gerade im letzten Jahr war es besonders schwer für uns, Diego in einem zeitweise schlechten geistigen Zustand zu sehen. Aber trotz der Schwierigkeiten war es wichtig, ihm die Unterstützung zu geben, die er brauchte. Es tut gut zu wissen, dass wir ihm alles an Liebe und Pflege gegeben haben,  die nur möglich war.

Es war nicht immer leicht, aber letztlich war es unsere Aufgabe, für ihn da zu sein, ihn zu unterstützen und ihm den letzten Lebensabschnitt so angenehm wie möglich zu machen. Die Erinnerung an ihn bleibt in unseren Herzen, und die Zeit, die wir ihm noch geben konnten, war eine der wertvollsten Erfahrungen, die wir als Familie machen durften.

Schlusswort

Demenz bei Hunden ist ein ernstzunehmendes Thema, vielen Besitzern ist dies garnicht bewusst. Doch genauso wie bei uns Menschen können auch Hunde an dieser Krankheit erkranken. Wenn du Anzeichen bei deinem Hund bemerkst, ist es wichtig, frühzeitig zu handeln und ihm zu helfen, so gut es geht. Sei geduldig, passe die Umgebung an und suche nach medizinischen Lösungen, wenn nötig. 

Und vor allem: Gib deinem Hund die Liebe und Fürsorge, die er in dieser Zeit so dringend braucht. 

 

Die Veränderungen kommen selten von jetzt auf gleich und so haben auch die Hundeeltern die Möglichkeit langsam in die neue Situation hinein zu wachsen und zu lernen und dabei ganz neue Seiten an sich und auch an ihrem Hundekind festzustellen.

 

Meiner persönlichen Meinung nach haben Seniorhunde einen ganz besonderen Charme und so herausfordernd die letzten 5 Jahre mit Diego waren, sie wahren nicht 1/3 so anstrengend, wie die Welpenzeit von Hope. Es war eine sehr schöne Zeit, in der wir unsere Hund nochmal ganz anders kennen lernen konnten. Diego war ein sehr eigenständiger Hund, er machte gern "sein eigenes Ding", im hohen Alter mit Beginn der Demenz wurde viel anhänglicher und verschmuster und genoss es sichtlich mit uns mehr zu interagieren. Also nicht so viel Sorgen machen, es ist alles schaffbar mit Verstand, Empathie und bedingungsloser Liebe.


Wusstest du von Demenz bei Hunden oder hast du bereits Erfahrungen mit deinem Vierbeiner gemacht? - Erzähle es uns in dem Kommentaren!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0